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Die Optionskette und der Wert einer Option

Aktualisiert: 1. Juni 2024

Sieht kompliziert aus, ist aber recht simpel.



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Heute geht es ans Eingemachte. Wenn du mit Optionshandel Geld verdienen willst, gehört es zu den absoluten Basics, dass du eine Optionskette lesen und verstehen kannst. Sie wird dich in deinem künftigen Leben als Optionshändler stets begleiten und ist der Einstiegspunkt für jeden einzelnen Trade.


Du lernst heute alle relevanten Informationen, die du aus einer Optionskette ablesen kannst, um die passenden Parameter für deine Trades auszuwählen. Darüber hinaus erfährst du mehr zur Preisbildung einer Option.



Die Optionskette


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Optionskette der BMW-Aktie aus der Trader Workstation (TWS)

Egal ob du dein Depot bei InteractiveBrokers*, FXFlat* oder LYNX* hast: Sie nutzen alle die Trader Workstation (TWS), um am PC zu traden und die Optionskette wird wie im obigen Bild aussehen. Diese Übersicht wird dir helfen, den richtigen Broker für dich zu finden.


Eine Optionskette ist eine Auflistung aller verfügbaren Optionen für ein Wertpapier (z.B. Aktie oder ETF) in tabellarischer Form.


Die wichtigsten Informationen sind:

  1. Basiswert (hier die BMW-Aktie) und der aktuelle Marktpreis (hier 99,70€)

  2. Verfallstermine und Laufzeit (hier z.B. der 16. Juni 2023, aktuell 32 Tage entfernt)

  3. Kontraktgröße für den Basiswert (hier 100, siehe rechts oben)

  4. Implizite Volatilität (auch IV genannt; hier 23,2%) für den jeweiligen Verfallstag

  5. Strike-Preise (hier auf 20 eingegrenzt)

  6. Calls auf der linken Seite und Puts auf der rechten

  7. Geld- und Briefkurse (der Preis für deine Trades findet sich meistens mittig zwischen den beiden)

  8. Delta (geht von 0 bis 1 für Calls und -1 bis 0 für Puts; spiegelt die Moneyness wider, z.B. ist 0,1/-0,1 = OTM, 0,5/-0,5 = ATM und 0,9/-0,9 = ITM)

  9. Offene Optionspositionen (auch Open Interest genannt; vergleichsweise große Zahlen weisen auf die Beliebtheit von Strikes hin und sind auch ein Merkmal guter Liquidität der Option, z.B. die Puts bei den Strikes 92 und 100)

Nachdem du nun die Optionskette lesen kannst, geht es im nächsten Abschnitt mit der Bildung des Optionspreises weiter. Dieser besteht aus zwei Komponenten: dem inneren Wert und dem Zeitwert.



Der innere Wert einer Option


Wie du der Optionskette oben entnehmen kannst, sind Calls umso teurer, je niedriger der Strike-Preis ist. Bei Puts ist es genau andersrum und die Optionspreise steigen mit höheren Strikes. Das lässt sich einfach erklären:


Angenommen, du gehst von einem steigenden Verlauf der BMW-Aktie aus. Für 99,70€ pro Aktie könntest du diese direkt an der Börse erwerben. Nun könntest du dir auch für ca. 20€ (die Mitte zwischen Geld- und Briefkurs liegt etwa bei 0,20€ und wird mit 100 multipliziert) einen 110er Call kaufen, der es dir erlaubt, 100 Stück der BMW-Aktie für je 110€ zu kaufen. Die Ausübung der Option würde nur Sinn machen, wenn die BMW-Aktie bis zum 16. Juni um mehr als 10% über die 110€ steigt.

Das Delta liegt hier bei 0,068 und die Option ist weit aus dem Geld.

Anders ausgedrückt bedeutet das: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Option zum Ende der Laufzeit im Geld landet (und somit deutlich mehr wert ist als die anfänglichen 20€) liegt bei nur 6,8%. Das ist sehr unwahrscheinlich, weshalb die Option auch entsprechend günstig ist. Solch ein Trade gleicht damit eher einem Lottoschein als systematischem Vermögensaufbau.


Ganz anders sieht es aus, wenn du dir einen 90er Call kaufen willst. Damit könntest du dir die BMW-Aktien also für 9,70€ pro Stück billiger kaufen, als sie an der Börse gehandelt werden. Klingt gut, oder? Natürlich hat das Ganze seinen Preis: 10,60€ pro Option! Die "Ersparnis" von 9,70€ pro Aktie entspricht hierbei gleichzeitig dem inneren Wert der Option - also dem Geldwert, den die Option bei sofortiger Ausübung einbringen würde. Du fragst dich nun vielleicht, woher die 0,90€ (10,60€ - 9,70€) Aufschlag auf den inneren Wert kommen. Das ist der sogenannte Zeitwert der Option, den ich im nächsten Abschnitt anschneide.

Du bist hier tief im Geld, was sich auch im hohen Delta von 0,883 äußert. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 88,3% wird die Option also auch zum Verfallstag im Geld sein.


Jetzt das Gegenbeispiel mit Puts im Schnelldurchlauf. Du hast 100 BMW-Aktien und der Marktpreis liegt nach wie vor bei 99,70€. Einen 90er Put gibt es für insgesamt 54€ (0,54€ * 100) und der Kauf macht nur Sinn, wenn du die Erwartung hast, dass die Aktie bis zum 16. Juni unter 90€ fällt (z.B. auf 85€). Du könntest deine Aktien in diesem Fall dennoch für 90€ pro Stück verkaufen. Die Option ist aus dem Geld und hat daher keinerlei inneren Wert.


Der 102er Put hingegen kostet 378€ (3,78€ * 100). Der innere Wert der Option liegt hier bei 2,30€ pro Aktie (102€ - 99,70€) und der Zeitwert dadurch bei 1,48€.


Wir können nun Folgendes zusammenfassen:

Innerer Wert (Call) = Kurs des Basiswerts - Strike-Preis

Innerer Wert (Put) = Strike-Preis - Kurs des Basiswerts


Je tiefer eine Option im Geld ist (absolutes Delta > 0,5), desto höher ist auch ihr innerer Wert und am Ende auch der Optionspreis. Im Gegensatz dazu hat eine Option aus dem Geld (absolutes Delta < 0,5) keinerlei inneren Wert, sondern besteht rein aus Zeitwert, und die Optionspreise sind dementsprechend niedriger.



Der Zeitwert einer Option


Ich werde den Zeitwert heute nur anteasern, da er für mich als Stillhalter (Optionsverkäufer) so wichtig ist, dass er einen eigenen Blogartikel verdient.


Wie können nun also Optionen aus dem Geld und ohne inneren Wert überhaupt einen Preis haben? Der Zeitwert repräsentiert hierbei die Unsicherheit, wie sich der Kurs des Basiswerts bis zum Verfallstag entwickeln kann. Dazu wird in die Berechnung die Wahrscheinlichkeit einbezogen, mit der die Option zum Verfallstermin im Geld liegt und somit vom Käufer ausgeübt werden kann (ausgedrückt durch das Delta, siehe oben im Text).


Auf den Punkt gebracht: Der Zeitwert ist die Risikoprämie einer Option (und für mich als Optionsverkäufer mein bester Freund, da er mit der Zeit immer weiter abnimmt - dazu mehr im kommenden gesonderten Artikel).


Es gilt somit:

Optionen im Geld haben ein hohes absolutes Delta und einen inneren Wert.

Optionen aus dem Geld haben ein niedriges absolutes Delta und keinen inneren Wert. Der Optionspreis besteht hier rein aus Zeitwert.


Du kannst stolz auf dich sein, wenn du es bis hierhin geschafft hast. Du bist nun in der Lage, eine Optionskette zu lesen und weißt, wie sich Optionspreise zusammensetzen. Da der innere Wert einer Option vollständig von der Bewegung der Aktie in die richtige Richtung abhängt, handle ich selten Optionen im Geld. Stattdessen setze ich auf Optionen aus dem Geld mit niedrigen absoluten Deltas und mache mir als Optionsverkäufer den Zeitwertverfall zunutze. Wie genau ich das anstelle, erfährst du in einem der nächsten Blogartikel - abonniere also am besten den Newsletter, um dieses wertvolle Wissen nicht zu verpassen.


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